Nach vielen Monaten, in denen die Planeten am nächtlichen Himmel nur eine Nebenrolle gespielt haben, kommt es nun im September zu einer regelrechten Planetenparade. In der Dämmerung bewegen sich die beiden Riesen Jupiter und Saturn in südlicher Himmelsrichtung allerdings nur sehr knapp über den Horizont und stehen gegen 22 Uhr im Süden. Deutlich heller ist dabei Jupiter, der bei wolkenfreiem Himmel einen schönen Blick auf das Spiel seiner vier Hauptmonde zulässt. Wie einst vor 410 Jahren Galileo Galilei und Simon Marius kann man schon mit einem guten Feldstecher die Monde Io, Europa, Ganymed und Kallisto im Laufe des Monats an den verschiedensten Stellen neben dem Gasriesen erkennen. Da sie ihn in einer gemeinsamen Bewegungsebene umlaufen, erscheinen sie immer wie an einer Perlenschnur aufgereiht. Gegen das „Verwackeln“ beim Halten des Fernglases mit der Hand hilft ein Fixieren an einer Hauswand oder einem Pfeiler.
Der Beherrscher der Nacht ist nun der Wüstenplanet Mars. Seine Nähe zur Erde hat im vergangenen Monat zum Start eines Trios von Forschungssatelliten geführt (siehe Kosmos 83). Diese Nähe zahlt sich nun auch für den Beobachter aus, denn ab 23 Uhr ist er in östlicher Richtung deutlich durch seinen rötlichen Farbschimmer zu erkennen. Gegen 4 Uhr steht der Planet leuchtend rot hoch im Süden. Zur selben Zeit befindet sich Venus im Osten schon recht weit vor der Sonne und geht so lange schon vor der Dämmerung auf, sodass er als „Morgenstern“ auffällig wird. In seiner Helligkeit übertrifft er den Mars dann noch sogar.
Die Beobachtung des gestirnten Himmels ist nun auch wieder für einen Zeitraum von bis zu 12 Stunden möglich, denn die Tage werden merklich kürzer. Am 22.September haben wir dann die zweite Tagundnachtgleiche des Jahres und die Tageslänge sinkt am Monatsende unter 12 Stunden.
Dadurch sind auch die Sterne und Sternbilder schon am frühen Abend wieder sichtbar. Bedingungen, die man sich bei der Beobachtung des „Überraschungs-Kometen“ Neowise im Sommer gewünscht hätte. Das Herbstviereck mit Sternen aus dem „Doppelsternbild“ Andromeda und Pegasus ist nun wieder deutlich als geometrische Figur auszumachen. Damit vollzieht sich dann auch der Wechsel zwischen den Sommer- und Herbstkonstellationen, denn das Sommerdreieck steht nun wesentlich tiefer im Westen.
Auch unter den Sternen gibt es seltene Außenseiter. Einen dieser Exoten beschrieben die französischen Astronomen Charles Wolf und Georges Rayet im Jahre 1866 als erste. Ihnen war während ihrer Forschungskampagne aufgefallen, dass die später nach ihnen benannten Riesensterne einen permanenten Sternenwind von gigantischen Ausmaßen produzieren. Da die Wolf-Rayet-Sterne gleichzeitig auch Sonnen am Ende ihres Lebens sind, treibt ein Strom von bis auf 10.000 km pro Stunde beschleunigten Teilchen die vor ihm befindlichen Gasmassen der koronalen Hülle des Sterns wie eine gigantische Blase vor sich her und auseinander. Einer der interessantesten Anschauungsbeispiele hierfür ist WR 124, der unlängst auch unter http://www.starobserver.org/2020/03/08/ näher beschrieben wurde. Der auch als „Bubble-Effect“ bekannte Prozess sorgt dafür, dass mit dem zirkumstellaren Nebel M1-67 sogar ein deutlich größeres Objekt um den Ausgangsstern entstanden ist.
Letztendlich ist allerdings schon aufgrund ihrer großen Masse von oft mehr als 30 Sonnenmassen das Leben aller WR-Sterne nach astronomischen Maßstäben recht kurz:
Keine 500 Millionen Jahre währt es, was im Vergleich mit der Lebenserwartung unserer Sonne recht gering ist. Würde man das in die Skala der Lebenserwartung eines Menschen übertragen und die Lebensspanne unserer Sonne dann mit rund 100 Jahren angeben, so hätten die Wolf-Rayet-Sterne nur knappe 5 Jahre Zeit für ihr äußerst extensives Leben. So können wir Erdenbürger uns beruhig zurücklehnen, denn über diesen Vergleich erfahren wir, dass unser Stern mit seinem Energievorrat sehr sparsam umgeht und obwohl er schon jetzt mit 4,65 Mrd. Jahren fast zehn Mal älter ist als WR 124, noch nicht einmal die Hälfte seines Lebens hinter sich hat.
Klaus Huch, Planetarium Halberstadt