Für alle begeisterten Amateurastronomen beginnt nun wieder die Phase intensiver Beobachtungen, denn nach der Tagundnachtgleiche am 22.September sind nun im Oktober die Nächte länger als die Tage. So kann man bereits recht früh den gestirnten Himmel bestaunen und dabei feststellen, dass durch die immer zeitiger einsetzende Dunkelheit die drei Hauptsterne des Sommerdreiecks (Wega in der Leier, Deneb im Schwan und Atair im Adler) noch immer recht gut in südlicher Richtung bis hinauf in den Zenit zu beobachten sind. Erst später gegen 22 Uhr sind die vier Sterne des Herbstvierecks in ähnlicher Ausrichtung gut zu erkennen.
Allerdings wird gleich Anfang Oktober ein Frühlingssternbild im Mittelpunkt des Interesses stehen, was natürlich ein frühes Aufstehen erfordert. Das Sternbild Löwe hat mit dem Stern Regulus einen berühmten Hauptstern, denn seine Position befindet sich in unmittelbarer Nähe der Ekliptik. Diese wiederum ist die scheinbare Bahn der Sonne, der Planeten und näherungsweise des Mondes. Somit wird klar, warum Regulus als „Kleiner König“ – so die Übersetzung aus dem Lateinischen – in der Vergangenheit schon des Öfteren hohen Besuch vor allen von vorbeiziehenden Planeten hatte. Gerade an seinem Beispiel lässt sich der Unterschied zwischen einem Fixstern, dessen Himmelsposition fixiert ist und einem Planeten, der auf der Ekliptik zu wandern scheint, sehr gut deutlich machen.
Wenn am 3.Oktober gegen 5 Uhr klares Wetter herrschen sollte, kann man die Venus extrem nah am Regulus sehen. Bei einer vergleichenden Beobachtung nur einen Tag zuvor oder einen Tag danach könnte man zur selben Uhrzeit allerdings einen anderen Abstand zwischen den beiden Himmelsobjekten feststellen und somit die Bewegung der Venus zur aufgehenden Sonne hin eindeutig nachvollziehen. Wiederholt man am 13. und 14. Oktober die Betrachtung, so wird es noch auffälliger werden, denn nicht nur Venus ist dann an einer ganz anderen Stelle unterhalb des Löwen wiederzufinden, sondern auch der abnehmende Sichelmond schiebt sich an Regulus vorbei. Festzustellen bleibt allerdings, dass man für all diese Observationen einen freien Blick in Richtung Osten haben sollte, denn alle Himmelsobjekte erreichte kaum 15 Grad Höhe über dem Horizont.
Die Venus als strahlend heller Morgen- und Abendstern hat die Menschheit schon immer zu kühnen Träumen geführt. Einst hatte die NASA sogar den ambitionierten Plan - ähnlich wie beim kleinen Bruderplaneten Mars - eine Besiedlung durchzuführen. Als es dann der Raumsonde Magellan 1970 gelang, für immerhin vier Jahre in eine Umlaufbahn um den Schwesterplaneten der Erde einzutreten, waren die ersten Forschungsergebnisse allerdings mehr als ernüchternd: Der Begriff „Greenhouse Effect“ machte die Runde. Tatsächlich wurde der heute allseits bekannte Treibhauseffekt erstmals auf der Venus nachgewiesen, denn egal wohin die Techniker des JPL in Pasadena die Detektoren lenkten, die Temperatur unter der absolut dichten Atmosphäre schwankte zwischen 437 und 497 °C. Da der atmosphärische Druck mit 92 bar vermessen wurde, war schnell klar, dass Menschen den Planeten niemals betreten werden, denn diese Druckverhältnisse sind mit 920 Metern Meerestiefe zu vergleichen. Des Weiteren stellte man fest, dass es in der hochgiftige Kohlenstoffdioxid-Atmosphäre auch noch zu allen Überfluss Salz- und Schwefelsäure regnet. Dieses lebensfeindliche Inferno an der Oberfläche wird höchstwahrscheinlich auch noch von tätigen Vulkanen befeuert.
Damals haben allerdings einige Forscher darauf verwiesen, dass in höher gelegenen Atmosphärenschichten relativ moderate Temperaturen anzutreffen sind.
Nun wurden tatsächlich in einem Höhenbereich zwischen 50 bis 60 Kilometern große Mengen des Biomarkers Monophosphan entdeckt. Astronomen glauben nun, dass hier tatsächlich schwebende Mikroorganismen am Werk seien könnten, denn die sehr hohe Konzentration des Biomarkers kann eigentlich nur auf organische Prozesse in der Hochatmosphäre zurückgeführt werden.
Und tatsächlich planen sowohl die amerikanische NASA als auch die russische Roskosmos Missionen zu unserem nächsten Nachbarplaneten. Vielleicht entwickelt sich dann ein Wettlauf um den Beweis für extraterrestrisches Leben, denn auch auf dem Planeten Mars wird die Suche in den nächsten Jahren verstärkt fortgesetzt werden.
Klaus Huch, Planetarium Halberstadt