Aus meteorologischer Sicht ist bereits der 1. Dezember der erste Wintertag, doch die Himmelskunde hat einen anderen Ansatz. Genau an dem Tag, an dem die Sonne die geringste Mittagshöhe im Südpunkt erreicht und der kürzeste Tag des Jahres uns bei guten Wetterbedingungen nur knapp acht Sonnenstunden beschert, beginnt der astronomische Winter. Man spricht auch dabei von der Wintersonnenwende, denn nach dem Durchlaufen dieses Umkehrpunktes werden die Tage langsam wieder länger.
Das Herbstviereck, welches aus den Sternbildern Andromeda und Pegasus besteht, ist nun schon mehr in westlicher Richtung zu erkennen. Flankiert wird es durch den Planeten Jupiter, der als deutlich hellstes Objekt diesen Teil des winterlichen Himmels dominiert. Dafür bestimmt nun für die nächsten Monate das Wintersechseck mit den Sternbildern Zwillinge, Fuhrmann, Stier, Orion, Großer und Kleiner Hund den Anblick in südlicher Richtung. Mitten durch diese größte Konstellation am gestirnten Himmel zieht sich ein gut sichtbarer Teil der Milchstraße. Allerdings ist diese Himmelsbrücke nur bei absoluter Dunkelheit zu erkennen.
Wesentlich einfacher ist der rote Planet Mars zu erkennen, denn seine Position oberhalb des ebenfalls leicht rötlich scheinenden Sterns Aldebaran im Stier ist nicht zu übersehen. Wenn am frühen Morgen des 8.Dezembers zwischen 6 und 7 Uhr dieses Sternbild schon fast am Untergehen ist, kann man ein ganz besonderes Himmelsspektakel bewundern. Für fast eine Stunde schiebt sich der Vollmond vor den Planeten Mars. Für Frühaufsteher ist diese sehr seltene Planetenbedeckung ein absolutes Muss.
Im Mittelpunkt des 110. Artikels der Serie Kosmos steht ein Meilenstein in der Geschichte der Astronomie: Der wichtigste Katalog der Nebel und Galaxien, erstellt von Charles Messier. Es sind genau 110 Objekte, die in diesen Index einflossen. Heute werden die von Messier aufgeführten Himmelsobjekte nur noch kurz mit M1 bis M 110 bezeichnet. Die Nummer 1 dieses Tabellariums ist der Krebsnebel.
Allein schon dieser im Fernrohr als diffus erscheinende Nebelfleck hat es in sich. Heute wissen wir, dass im Inneren von M1 ein Gravitationsmonster steckt, welches vor fast eintausend Jahren bei der Explosion einer Supernova entstanden ist. Für die Wissenschaft Astronomie begründete sich damit ein völlig neuer Beobachtungsbereich der veränderlichen Sterne. Der Pulsar, der im Zentrum dieses gigantischen Nebels sitzt und diesen gleichzeitig auseinandertreiben lässt, ist ein extrem kompakter Neutronenstern, der präzise wie ein Uhrwerk tickt. Genau dreiunddreißig Mal in der Sekunde dreht sich dieser kaum 30 km große Zwerg um seine eigene Achse und genau zwei Strahlungskeulen gehen von ihm aus. Die auch Synchrotronstrahlung genannte Emission erreicht uns auf der Erde nur durch Zufall, denn die Strahlungsquelle befindet genau in der Beobachtungsebene. Dies ist auch gleichzeitig der Grund dafür, dass viele Pulsare unerkannt bleiben, weil ihre Wellenfronten einfach über oder unter uns vorbeiziehen.
Doch zum Begründer des Katalogs selbst: Charles Messier wurde 1730 im lothringischen Badenweiler geboren und war ein französischer Astronom. Bis zum Jahr 1770 hatte er bereits 103 Objekte in seine umfassende Übersicht aufgenommen. Er galt lange Zeit als der begabteste Beobachter seiner Zeit, doch Krankheit und zunehmender Verlust der Sehfähigkeit ließen ihn im hohen Alter das Interesse an der Erweiterung verlieren, sodass erst sein Nachfolger Mechain das Register auf 110 Eintragungen erweiterte. Unter ihnen sind die bekanntesten Himmelsobjekte. Ganz vorn steht mit M 31 die Andromeda-Galaxis, die uns nächst stehende Welteninsel mit ungefähr 400 Milliarden Sternen. Aber auch M 42 ist nicht minder unbekannt, handelt es sich hier doch um den schon mit bloßem Auge erkennbaren Orionnebel. M 45 ist ein offener Sternhaufen, der gleich oberhalb des Stiers in jeder Winternacht hervorsticht Es sind die Plejaden, die bei uns auch Siebengestirn genannt werden. Die wohl schönsten Galaxien in der Aufstellung Messiers sind die Whirlpool-Galaxie M 51 und die Feuerradgalaxie M 101. Ihr Anblick ist beispielhaft für Himmelsräder, die man direkt „head on“ , also von oben sieht. Dafür ist die Spindelgalaxie M 102 der Klassiker für die „edge on“ - Kantenansicht einer fernen Milchstraße. Der Herkuleshaufen M 13 ist hingegen ein typischer Kugelsternhaufen. Mindestens 500 000 Sterne stehen hier besonders eng zusammen. Die Kugelsternhaufen stellten eine eigenständige Gruppe in Messiers Liste dar, sind sie doch im Fernrohr ein besonders schöner Anblick. Jedes vierte Objekt der Auflistung ist ein solcher „Eyecatcher“. Auch die Gruppe der planetarischen Nebel ist vertreten. Besonders eindrucksvoll ist der Ringnebel M 57 im Sternbild Leier. Allerdings ist es kein planetarischer Ursprung, der den Namen entstehen ließ: Es war einfach die falsche Annahme, dass man ein fernes Planetensystem in seiner frühen Entwicklung erkennen könnte. Erst heute wissen wir, dass auch hier ein sterbender Stern Ausgangspunkt für die ringförmig diffundierenden Nebelschwaden war,
Eine Auflistung aller 110 Objekte ist unter https://de.wikipedia.org/wiki/Messier-Katalog#Liste_der_Messier-Objekte einsehbar.
Wer sich die wunderschönen Objekte des Charles Messier selbst mit Hilfe eines Spiegelteleskops oder eines Linsenfernrohrs erschließen möchte, dem sei der Messier-Guide von Ronald Stoyan empfohlen, der 2020 im Oculum-Verlag Erlangen erschienen ist. Mit Hilfe eines Leitsterns und verschiedenen Sternkartenausschnitten kann man sich aufgeteilt nach günstigen Beobachtungsmonaten den Geheimnissen des Charles Messier eindrucksvoll nähern.
Klaus Huch, Planetarium Halberstadt