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49. München: Die Zukunft ist Pink mit Peter Fox im Circus Krone
50. Landsberg: Trial & Error – Im Amt für schicksalhafte Begegnungen
51. Fürstenfeld: Daniel Garcia - Das musikalische Erbe seiner Vorfahren im Blu...
52. Germering: Stephan-Max Wirth Experinece - Ein starkes, herausforderndes, ab...
53. Landsberg: Ketil Bjørnstad – Die Welt bereichernd
54. München: David Murray Trio - Schrei nach Freiheit
Dienstag 13.06.2023
München: Die Zukunft ist Pink mit Peter Fox im Circus Krone
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Peter Fox ist wieder am Start. Kaum zu glauben, dass dieser Traum nach fast fünfzehn Jahren seines Debuts „Stadtaffe“ endlich Realität wird. Sein aktuelles Album „Love Songs“ ist kaum drei Wochen alt, da wirbelt Fox wieder über die nationalen Bühnen und zeigt der Szene wo der Stimmungshammer hängt. Welcome back Peter Fox!

Sein Konzert im Circus Krone war sofort ausverkauft, ein ungemein intimer Rahmen, gemessen an seinen groß angelegten Open Air Auftritten. Peter Fox hautnah und direkt, ohne Leinwände, das ist schon ganz besonders. Als Support heizten in der Münchner Zirkusarena Olá und Willy Will ein. Party Hip Hop Vibes, Stimmung passt und nach einer kurzen Umbaupause ist es dann endlich soweit: Licht aus, Spot an - um 20:41h betritt Peter Fox die Bühne und startet gleich mit „Vergessen wie“ durch. Sein Programm umfasst insgesamt 19 Songs, die Show dauert knapp 85 Minuten. Es folgen „Ein Auge Blau“, „Weisse Fahnen“ und „Disney“, bis Fox auf bewährtes Material wie „Kopf verloren“ und „Schwarz zu blau“ zurückgreift. Eine geschickte Auswahl, bei der sich neue und alte Songs abwechseln, wobei auch die Tracks seines neuen Albums beim Münchner Publikum zünden. Es wird getanzt und mitgesungen, kaum Zeit doofe Handyvideos zu drehen, dafür ist die Stimmung zu gut, das Publikum feiert Peter Fox. Der steht im Pyjama mit Schlappen und Satinmorgenmantel komplett relaxt auf der Bühne und seine Pyjamaband (gerade aufgestanden und gleich am Start Alter…) geben dem Publikum so gut wie keine Verschnaufpause. Nach der Hälfte des Konzertes wird auch klar warum auf der Bühne hinter der Band ein riesiger Balkon aufgebaut ist. Zu „Hale Bopp“ gesellten sich Münchner:innen auf die Bühne, die gemeinsam mit seinem Ensemble tanzen und für ausgelassene Stimmung sorgen. Am Ende des offiziellen Programms war dann die „Zukunft Pink“, mit einem souverän singenden, textsicheren Publikum: „Elon Musk f… dein Marsprojekt“.

Alles in allem ein grandioser Abend mit Peter Fox, der nach zwei Zugaben „Toscana Boys“ und „Alles neu“ schließlich nochmal auf die Bühne kam und eine Akustikversion von „Haus am See“ zusammen mit dem Publikum intonierte. Der einzige Song übrigens, der balanciert und erträglich ausgepegelt war. Leider ließ der Sound während des gesamten Konzerts zu wünschen übrig. Abgesehen von der Lautstärke, die sich durchgehend an der Schallgrenze von 100+ Dezibel bewegte, waren die Bässe rumpelig und differenzierte Höhen waren schlicht nicht existent. Das hätte man definitiv besser machen können! Der Circus Krone ist eben keine Open Air Bühne. Nichtsdestotrotz überzeugte Peter Fox in München auf ganzer Strecke. Ein tolles Fest mit einer soliden, abwechslungsreichen Show für das ausgelassene, gut gelaunte Publikum.

Ein Wiedersehen mit Peter Fox in München gibt es beim diesjährigen Summerbloom Festival am 02. September, dann allerdings im großen Rahmen Open Air.


Text & Fotos: Thomas J. Krebs
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Samstag 27.05.2023
Landsberg: Trial & Error – Im Amt für schicksalhafte Begegnungen
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© Meike Lindek
Landsberg. Der Mensch scheint sich selbst im Weg zu stehen. Stets auf der Suche nach dem Glück der Zweisamkeit, lässt er diese, einmal dafür entschieden, wieder schicksalhaft durch die Händen gleiten. Sehnsucht kontra Zwanghaftigkeit, Beziehungsideen kontra Poesie. Ulrike Langenbein und Sabine Mittelhammer, unterwegs als Duo Compagnie HANDMAIDS, haben ihr kleines Theaterstück für Figuren und Gegenstände „Trial & Error“ mitten im Berliner Nahverkehr platziert. Eine tatsächlich chaotisch wirkende Romanze, zwischen Janowitzbrücke und Alexanderplatz, Landsberger(!) Straße und Bundestag spielend - mit wenig Kulisse, aber viel Liebe zum Detail.
Doch im Landsberger Stadttheater beginnt alles im „Amt für schicksalshafte Begegnungen innerhalb der beschienten Infrastruktur Berlins“. Zwei weibliche Bedienstete, die die Schicksale der Menschen dokumentieren, verwalten und beurteilen. Eine Art höhere Instanz, angelegt zwischen spitzelnder Geheimpolizei und Gott dem Allmächtigen, ohne die Möglichkeit anzuwenden, die Vergangenheit, ganz im orwellschen Sinne, auf die Gegenwart abzustimmen.
Die zwei Angestellten, die in ihrer Persönlichkeit und damit Dienstauffassung nicht unterschiedlicher sein können, haben einen „alten Fall“ aufzurollen, in dem das Schicksal nicht das gewünschte Resultat erzielte. Die Frage nach dem „Warum sind diese beiden Menschen nicht zusammengeblieben“, lässt sie in die Vergangenheit reisen, um das Rendezvous und den weiteren Verlauf der zwischenmenschlichen Beziehung detektivisch zu durchleuchten.
Stehen im ersten Teil der Inszenierung stärker die beiden Amtspersonen und ihr diffuses, von Slapstick und Wortakkrobatik gekennzeichnetes Miteinander im Mittelpunkt, konzentriert sich die Geschichte im zweiten Teil intensiver auf die zu beobachtenden Liebesleute und deren Interaktion untereinander. Und hier laufen Ulrike Langenbein und Sabine Mittelhammer zu Hochform auf. Die beiden Schauspielerinnen, Puppenbauerinnen und -spielerinnen hauchen ihren Figuren reales wie auch traumverlorenes Leben ein. Unter ihren Händen werden die Puppen zu atemberaubenden, vitalen Wesen. Man kann ihre Masken lesen und die Seelenlandschaft dahinter erkennen. Ihre Sprache und ihre Bewegungen sind aufeinander abgestimmt, gleichen die starre Mimik der geschnitzten Gesichter faszinierend aus und verblüffen mit ihrer komplexen Mischung aus Schauspielkunst und Handwerk das Publikum aufs angenehmste (ein Geheimnis der Branche: Nur sehr gute Schauspieler können sehr gute Puppenspieler werden).
Als Requisite genügt den beiden Hauptakteurinnen ein Drehtisch, der als Bahnsteig oder U-Bahnsitz völlig ausreicht. Später lassen die beiden Schau- und Puppenspielerinnen ihre Protagonisten als kleine Stabpuppen romantisch im Mondenschein spazieren, oder zeigen sie als kleine, diffus wirbelnde Stoffstreifen in einem Café beieinander. Alles besitzt und verströmt eine bewegende Poesie, durch die selbst Alltagsgeschichten in einem völlig neuen Licht erscheinen. Hier greift die Magie: Weniger ist mehr, weil nichts überarrangiert oder gespreizt komisch wirkt. Eher melancholisch und nachhaltig berührend.
Jörg Konrad
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Donnerstag 25.05.2023
Fürstenfeld: Daniel Garcia - Das musikalische Erbe seiner Vorfahren im Blut
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Fotos: TJ Krebs
Fürstenfeld. Jazz ist Abenteuer, ist eine musikalische Expedition in für den Mainstream wenig erforschtes Terrain. Alles fließt, im besten Fall, zwischen höchster Konzentration und sinnlichem Sichgehenlassen. Dabei immer die Unerbittlichkeit des Augenblicks im Auge und dem Naturell des Interpreten verpflichtend. Seine geographische Herkunft und damit kulturelle Verwurzelung, sein sozialer Hintergrund und sein musiktheoretisches Rüstzeug spielen heute eine ebenso große Rolle, wie schon vor über einhundert Jahren. Lokales Musizieren hat den Jazz immer geprägt – und auch vorangebracht: New Orleans, Chicago, Sinti Swing, Downtown und, seit über sechs Jahrzehnten auch Spanien mit seinem Flamenco Jazz. Kein geringerer als Miles Davis beschäftigte sich an der Seite von Gil Evans Ende der 1950er Jahre mit spanischer Musik, dokumentiert auf dem wunderbaren Album „Sketches Of Spain“. Einige Jahre später fand bei den Berliner Jazztagen 1967 ein Konzert unter dem Titel „Flamenco Jazz“ statt, das später auch auf Vinyl erschien. Und wieder nur einige Jahre später schuf Chick Corea mit der Komposition „Spain“ eine Art Jazz-Hymne auf die spanische Musik, die heute weltweit in den unterschiedlichsten Interpretationen und Stilen zu hören ist. Spanien als ein europäischer Impulsgeber des Jazz – bis in unsere Tage.
Insofern war der gestrige Auftritt Daniel Garcias im Fürstenfelder Veranstaltungsforum ein beredtes Zeugnis für diese Verweise. Der 1983 in Salamanca geborene Pianist ist ein ungestümer wie auch sensibler Musiker, der das musikalische Erbe seiner Vorfahren im Blut zu haben scheint. Beflügelt von der Folklore seiner Heimat, in der auch außerhalb Andalusiens der Flamenco eine tragende Rolle spielt, erschließt er dem Jazz zugleich neue Inspirationsquellen. Garcias Klavierstil ist phänomenal und zugleich von einer emotionalen Wucht. Daniel García Diego, wie er mit vollem Namen heißt, findet eine ausgezeichnete und vor allem aufregende Balance zwischen eben jener regionalen Musikalität, seinem Improvisationsgeschick und dem Wissen um die Historie des Jazz. Er baut seine Stücke dramaturgisch spannend auf, weiß die Momente der Steigerung geschickt einzusetzen und nimmt auf seinem Solo-Recital das Publikum mit auf eine belebende Reise. Egal ob Standards wie „I Am the Walrus“ der Beatles, Henry Mancinis „Moon River“, oder jenen Flamenco Verweisen oder kastilischen Volksliedern – Garcia zerlegt virtuos die Melodien, wechselt zügig die Akkorde, verlagert, verzögert, kombiniert die Rhythmen und streift (nur kurz) auch Dissonanzen. Schwindelerregend seine funkelnden Läufe über die schwarz-weiße-Tastatur, tief berührend seine fein strukturierte Konservationen. Hier ist ein neuer, grandioser Interpret gereift, ein feuriges Energiebündel und zugleich ein lyrischer Pianist.
Zu Garcias Favoriten gehört übrigens eben jenes Meisterwerk „Sketches Of Spain“ von Miles Davis und Gil Evans, das ihn bis heute fasziniert und musikalisch begleitet - wodurch sich der Kreis zwischen Flamenco und Jazz endgültig schließt.

Mittlerweile existiert die Reihe JAZZ FIRST seit 2003 und ist mit ihren 20 Jahren die älteste Jazzreihe im Landkreis. Von Beginn an gehört neben Norbert Leinweber als Chef des Veranstaltungsforum Irina Frühwirth vom KlangWort Entertainment zu den unermüdlichen Förderern und Machern dieser außergewöhnlichen Konzertreihe. Weit über einhundert Konzerte sind meist im Kleinen Saal des Hauses über die Bühne gegangen und haben ein aufmerksames Publikum begeistert. Mit dem nächsten Konzert am 04. Oktober (Afra Kane Duo) wird die neue Saison 2023/24 eröffnet. Die weiteren Termine: 29.11.23 (Masako Ohta (Klavier) / Matthias Lindermayr (Trompete)); 13.12.23 (VoicesInTime); 28.02.24 (The Jakob Manz Project); 10.04.24 (Helge Lien Trio); 15.05.24 (Raab / van Endert / Tortiller).

Jörg Konrad
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Donnerstag 18.05.2023
Germering: Stephan-Max Wirth Experinece - Ein starkes, herausforderndes, aber auch unterhaltsames Konzert
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Germering. Es war im August 1969, als der Jazzpapst Joachim-Ernst Behrendt in „twen“, der damaligen „Deutschen Zeitschrift für junge Erwachsene“, einen Artikel unter der Überschrift „Der Jazz flieht nach Europa“ veröffentlichte. Behrendt beschrieb hier die Entwicklung, dass immer mehr Jazzmusiker aus den USA nach Europa auswanderten. Koryphäen wie Phil Woods, Lee Konitz, Dexter Gordon, Leo Wright, Kenny Clarke und viele andere fühlten sich in ihrer Heimat aufgrund von Rassendiskriminierung, sozialer Unsicherheit, Nichtanerkennung ihrer Kunst und damit wenig Auftrittsmöglichkeiten ausgegrenzt. Für Europas Jazzszene war diese Bewegung eine absolute Bereicherung, sowohl was die Club-Engagements von Starsolisten aus dem Mutterland des Jazz betraf, als auch der Lerneffekt, den diese Aktivitäten bei den einheimischen Instrumentalisten ermöglichte.
Mittlerweile hat sich in Europa eine eigene Szene etabliert, mit Sicherheit gelernt von den USA, aber dieser in keiner Weise nachstehend. Entsprechend konnte sich die Anzahl der Clubs und anderer Auftrittsmöglichkeiten für den Jazz vervielfachen. So besitzt auch Germering mit „Jazz It“ seit mittlerweile sechzehn(!) Jahren eine vor den Toren der Landeshauptstadt beheimatete, kontinuierlich stattfindende Reihe, in der unter der künstlerischen Leitung von Hans-Jürgen Schaal bisher weit über einhundert Jazz-Konzerte stattfanden. Am Mittwoch gastierten hier im Amadeussaal der Stadthalle die Stephan-Max Wirth Experience. Ein Quartett, das ganz in der Tradition des Jazzgedankens der 1970er und 1980er angelegt ist. Zugleich klang das Konzert insgesamt doch sehr modern und zeitgemäß.
Stephan-Max Wirth, 1968 in Tettnang geboren, begann früh bei Leszek Zadlo, dem polnischen Musiker und Hochschullehrer, Saxophon zu spielen und ging mit 24 Jahren an die holländische Hochschule der Künste in Arnheim. Von hier stammen auch seine Mitspieler, die ihm über die Jahre treu geblieben sind und mit denen er eine musikalische schlagkräftige Gruppe formierte, die so manchen stürmischen Winden in der europäischen Jazzszene trotzte. Gitarrist Jaap Berends, Bassist Bub Boelens und Schlagzeuger Florian Hoefnagels haben mit ihrem Leader eine wunderbar abgestimmte Formation gefunden, die ausgezeichnet begleitet, gelegentlich das musikalische Schlachtschliff geschickt am Wind hält und auch zu solistischen Abenteuern mit Freude und Vehemenz aufbricht.
Besonders das starke rhythmische Fundament, hin und wieder an die Hochzeit des Fusionjazz in den 1970er Jahre erinnernd, treibt die Musik enorm an, her, gibt ihnen diese kraftvolle Note, die durch Harmonie- und Rhythmuswechsel immer wieder ihr Gesicht verändert. Differenziertheit, Widerstand, Dissonanz, aber auch die Kunst des Balladenspiels gehören zum klanglichen Erscheinungsbild der Experience.
Raffiniert die Intonation und Melodieführung von Stepahn-Max Wirth, der zwischenzeitlich immer wieder mit ganzen Tontrauben experimentiert, diese geschickt in sein Spiel einbringt und dadurch der Musik mehr Ekstase und Volumen gibt. Der Rest der Band greift gekonnt und ein wenig abgeklärt in die Vorgaben ein, kennt die Einsätze perfekt und musiziert mit spürbarer Freude.
Auch sind in der Musik des Trios immer wieder Anklänge an ferne Kulturen zu spüren, die, wie Stepahn-Max Wirth meint, sie nicht erst durch lange Reisen erfahren haben, sondern Teil seiner Berliner Community im Berliner Wedding sind. So spiegelt sich in der Musik des Quartetts das ganze Spektrum des Jazz wieder: Blues und Swing, Hardbop und Weltanleihen, Fusion und der befreiende Gedanke improvisierter Musik. Ein starkes, herausforderndes, aber auch unterhaltsames Konzert, das die Eigenständigkeit der europäischen Jazzszene deutlich unterstreicht. Wie es bei der Stepahn-Max Wirt Experience weitergeht? „Positiv beeindruckt hat mich – wie immer – die LP von Joe Henderson „Canyon Lady“, die ich kürzlich wieder gehört habe. Sie hat mich auch nochmals bestärkt, meine nächste Veröffentlichung auch als LP erscheinen zu lassen… coming soon!!“, antwortete er in einem Interview für KultKomplott.
Jörg Konrad
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Sonntag 07.05.2023
Landsberg: Ketil Bjørnstad – Die Welt bereichernd
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Foto: TJ Krebs
Landsberg. Wenn man über Ketil Bjornstad schreibt, kommt man an den Begriffen Emanzipation und Respekt nicht vorbei. Egal, ob es sich um die Emanzipation des europäischen Jazz gegenüber der amerikanischen Urvariante handelt, oder um den Schritt von der Klassik hin zur zeitgenössischen Improvisation (und umgekehrt natürlich), oder die sich gegenseitig befruchtende Verbindung zwischen Instrumental- und Vokalmusik. Ketil Bjornstad lebt zwischen all diesen künstlerischen Strömungen, hat sich in diesem Zwischenreich souverän eingerichtet und ist zudem extrem erfolgreich. Ein Künstler durch und durch, der nicht sucht, sondern findet, der mit offenem Geist der Welt begegnet und diese um etliche Facetten bereichert.
Seit fünfzig Jahren lässt der Norweger die Öffentlichkeit an seinen pianistischen Bravourstücken teilhaben. Ein Jubiläum, das es natürlich zu feiern gilt. Aber wenn, dann bitte auf Bjornstads unnachahmlich zurückhaltende, dafür musikalisch großzügige Art. Am Samstag war der 1952 in Oslo geborene Pianist, Komponist, Lyriker und Romancier im Stadttheater Landsberg zu Gast und gab eines seiner großartigen Solokonzerte.
Und in diesem war der Respekt zu spüren, mit dem er der Welt der Musik und ihren Schöpfern begegnet. Denn Bjornstad entfaltet den Klang-Kosmos eines Mozart, Rachmaninow oder Beethovens mit der gleichen Wertschätzung, wie er sich lustvoll am Rande des Boogie Woogie bewegt, den Beatles huldigt, Filmmelodien in seine freien Passagen mit einbaut oder Kinderweisen wie das Sandmann-Lied interpretiert. Manches von ihm klingt gar wie ein Popsong und anderes wie ein bearbeitetes Volkslied. Natürlich stehen im Mittelpunkt eines solchen Abends überwiegend Kompositionen aus der Feder Bjornstads - wobei es ihm seltener um die Virtuosität eines Stückes geht, als vielmehr um deren Wirkung, wie schon allein sein Ohrwurm „If Only“ verdeutlicht. Dabei ist er aber auch in der Lage, für gewaltigen Theaterdonner zu sorgen, das Dramatische der Kunst herauszustellen – letztendlich mit Kontrasten und Gegensätzen zu arbeiten.
Mit aller ihm zur Verfügung stehenden Hingabe improvisiert er, verlässt mit Freuden den vorgezeichneten Weg der Komposition, nimmt Abkürzungen oder verlängert die Strecken, verwischt Akkordflächen, stellt Beiläufigkeiten ins Zentrum eines Songs, reagiert spontan und ausgelassen. Aber immer umspielen diese Monologe die Gipfel der Intimität, wobei der Pianist dem Publikum das Gefühl vermittelt, ganz nah und damit authentisch an ihm „dran“ zu sein. Und dieses authentisch sein ist ebenfalls eine Begrifflichkeit, die neben Emanzipation und Respekt zu Ketil Bjoprnstad gehört und seinen Erfolg ausmacht. Denn ansonsten wäre es ihm wohl auch kaum vergönnt, sowohl in den renommierten Rainbow Studios in Oslo, als auch in den legendären Abbey Road Studios in London aufzunehmen.
Hier, in Landsberg, hatte man das Gefühl, dass er eine Art Bilanz seines bisherigen Schaffens zieht. Und diese klang tiefsinnig und voller Poesie, vielfarbig wie abwechslungsreich, melancholisch und wiederum Funken sprühend, klar und rauschend wie ein belebendes Gewässer im Frühjahr.
Jörg Konrad

Hier Bericht in der Augsburger Allgemeinen Zeitung / Landsberg
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Donnerstag 04.05.2023
München: David Murray Trio - Schrei nach Freiheit
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Fotos: TJ Krebs
München. Wer heute versucht, von David Murray eine Discography zusammenzustellen, die seine gesamte Karriere beleuchtet, wird früher oder später verzweifelt aufgeben. Da ist die schier unendlich erscheinende Anzahl von Aufnahmen. Dann ist Murrays Oeuvre auf unterschiedlichsten Labeln dokumentiert. Zuletzt kommen noch seine Jobs als Sideman - beim World Saxophone Quartet, bei Grateful Dead, The Roots, James Blood Ulmer, Steve Coleman und vielen vielen anderen. Gestern Abend spielte der Grammy-Gewinner Murray mit seinem Energie geladenen Trio in der Münchner Unterfahrt. Ein kalifornischer Tenorist, dem es in seinem musikalischen Leben immer nur um eines ging: Die erfolgreiche Suche nach neuen Ausdrucksmöglichkeiten und Klangperspektiven. Seine Technik ist grandios. Kraftvoll reiht er Höhepunkte an Höhepunkte, indem er ganze Tontrauben überbläst, er sich mit seinem Instrument in den obersten Lagen verlustiert, er überwältigt mit seinem verschärften Vibrato und beeindruckt mit seiner fundamentalen Hingabe, seiner genialen praktischen Ausarbeitung und seinem kompromisslosen Vollzug.
Dramaturgisch sind seine Chorusse geschickt aufgebaut und werden von ihm mit packendem Temperament regelrecht abgefeuert. Er wechselt ununterbrochen die Lagen, swingt wie der Teufel, verliert sich für Momente in karibischen Rhyrthmen, liebt den Blues, groovt wie eine Dampflok und dreht am Saxophon klangliche Pirouetten. Trotz aller Glut, die er entfacht (auch in den schaurig-schönen Balladen) bewegt sich Murray immer perfekt in der Zeit. In ihm steckt das ganze Universum des Jazz, das er noch einmal befreit und es dem Publikum als Gipfelstürmer zu Füßen legt. Damit weist er zugleich und ständig in die Zukunft. Seine gesamte musikalische Präsenz ist ein einziger Schrei nach Freiheit.
Und trotzdem finden seine beiden Begleiter genügend Raum und Möglichkeiten, um für ihr eigenes Können zu werben. Luke Stewart am Bass nimmt zupfend und streichend die Kompositionen, fast ausschließlich von Murray stammend und von seinem letzten Album „Seriana Promethea“, mit scheinbarer Leichtigkeit auseinander. Er ist in ständiger Bewegung und gibt der Musik die tieftönenden Grundlagen - oft in rasendem Tempi. Und Russell Carter trommelt unentwegt mit verzehrender Intensität, die bei ihm federleicht aussieht. Dabei kommt sein Spiel inhaltlich einer Art rhythmisch brodelndem Vulkan recht nahe. Beide, Stewart & Carter, faszinieren auch durch ihre Balance zwischen Sensibilität und Bestimmtheit.
Jörg Konrad
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Autor: Siehe Artikel
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